In Ulten will das Unternehmen Alperia ein Pumpspeicherwerk errichten. Dabei gibt es im Tal bereits sechs Stauseen sowie sechs Wasserkraftwerke. Gegen das Großprojekt und die mangelnde Mitbestimmung der Bevölkerung regt sich nun Widerstand. Unterstützt von der Liste JWA.
Das Pumpspeicherwerk in Ulten soll zwischen dem Zoggler-Stausee und dem Arzkarsee errichtet werden. Ein Großprojekt, das unter anderem Pumpanlagen, eine Verbindung zwischen den Stauseen, Hochspannungsleitungen und Umspannwerke umfasst.
Verkehr, Lärm, Verbauung
Die Realisierung dieses Projekts würde eine viele Jahre andauernde Bautätigkeit bedeuten und eine enorme Belastung für die Ultner Bevölkerung darstellen. Naturschützer warnen vor den desaströsen Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Auch mit nachteiligen Folgen für den Tourismus wäre zu rechnen.
Das 40 km lange Ultental ist bereits heute von einem komplexen Netzwerk aus Stollen, Druckleitungen und Wasserbauten durchzogen. Zwischen 1949 und 1969, einem Zeitraum von nur zwei Jahrzehnten, hat sich das Ultental in ein „Energietal” verwandelt: Sechs Stauseen wurden angelegt, für die sogar Bauernhöfe weichen mussten. Dutzende Familien verließen daraufhin ihre angestammte Heimat.
Teuer Strom – dank Rom
Die Jahresproduktion der Anlagen beträgt laut Alperia im Durchschnitt rund 390 Millionen Kilowattstunden, was bedeutet, dass bereits jetzt im Ultental ca. acht Prozent der Wasserkrafterzeugung des Landes stattfindet. Laut Südtiroler Energieverband erzeugt Südtirol allerdings schon heute weit mehr Strom als es selbst verbraucht.
Damit könnte das Land Südtirol seinen Einwohnern eigentlich günstigen Strom zur Verfügung stellen. Eigentlich. Die italienische Strompreisbindung zwingt Südtirol jedoch dazu, den eigenen Strom günstig an Rom zu verkaufen und teuer einzukaufen.
Oder anders gesagt: Die Südtiroler profitieren nicht vom eigenen Stromreichtum. Angesichts dieser Ungerechtigkeit sowie der erheblichen Belastungen für Mensch und Natur, die von der Realisierung des Alperia-Großprojekts ausginge, ist es daher kein Wunder, dass sich in Ulten starker Widerstand gegen den Bau regt.
JWA stellt Anfrage an Landesregierung
Die Liste JWA stellt sich dabei entschieden hinter die Ultner Bevölkerung. In einer Anfrage an die Landesregierung unterstreichen die Landtagsabgeordneten Andreas Colli und Jürgen Wirth Anderlan das Recht auf Mitbestimmung. Dabei richten Sie folgende Fragen an das Regierung:
- Wird die Landesregierung im Ultental eine Volksbefragung durchführen, um über die Genehmigung des Projektes zu entscheiden?
- Falls die Landesregierung dies nicht vorhat, auf welchem Wege finden die Belange und Betroffenheiten sowie der Wille der davon besonders betroffenen Bevölkerung in der Entscheidung über die Genehmigung des Projekts Berücksichtigung?
- Gedenkt die Landesregierung, zur Entscheidung über die Genehmigung ähnlicher Großprojekte zukünftig auch die betroffene Bevölkerung durch Volksbefragungen miteinzubeziehen?
Die politische Verankerung von Volksbefragungen ist ein Gebot der Stunde. Denn das Alperia-Projekt in Ulten ist kein Einzelfall. Auch im Fall der geplanten Ansiedelung des Industriebetriebes Alpitronic in Terlan stellten sich viele Bürger mit Petitionen und Protesten gegen die Wünsche des Konzerns.
„Ob Ulten oder Terlan, Alperia oder Alpitronic – Südtirol braucht mehr Mitbestimmung!“
Jürgen Wirth Anderlan
„Ob Ulten oder Terlan, Alperia oder Alpitronic – Südtirol braucht mehr Mitbestimmung!“, betont der JWA-Abgeordnete Jürgen Wirth Anderlan. „Südtirol ist das Land der Südtiroler, deshalb sollte auch das Volk entscheiden. Es kann nicht sein, dass die Einheimischen nicht gefragt werden, wenn ihre Gemeinde weiter zugebaut wird.“ Und er betont: „Es ist falsch, wenn Konzerne immer größere Gewinne machen, während die Menschen nur noch mehr Lärm und zu hohe Stromrechnungen erhalten.“